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Literatur unterwegs 2019

Flucht hat viele Gesichter, ebenso das Leben danach. Flucht garantiert nicht immer ein Leben in Sicherheit und Würde. Oft ist der vermeintlich sichere Ort eine Endstation, weil keine Aussicht auf Rückkehr besteht. Literatur und Kunst reagieren sensibel auf die Ursachen und Folgen von Flucht.

Auch in den kommenden Lesungen stehen Erfahrungen von Menschen im Vordergrund, die ihr Land wegen Krieg, staatlicher Verfolgung oder wirtschaftlicher Not verlassen mussten. Zudem kommen Menschen zu Wort, die Flüchtlingen begegnen und ihrem Schicksal eine Stimme geben. 

In der ersten Veranstaltung 2019 wird ab 19.30 Uhr die Literatur aus Ägypten (19. März) vorgestellt,  die zweite und dritte Veranstaltung zu Syrien (30. April) und dem Sudan (21. Mai) findet jeweils ab 18 Uhr statt.

Die Lesungen  sind im März im Forum 1  der VHS und im April und Mai im SpecOps.

Mitwirkende des Arabisch-deutschen Literaturkreises ArDeLit

Nadia El Handi, M. A., Studentin, Universität Münster (Ägypten), Omer Othman,Universitäten Khartum und Münster (Sudan)

Dr. Abdo Abboud: Professor für Komparatistik und Weltliteratur, Universitäten Damaskus und Münster, Georg Schaaf M. A.: Freier Lektor, Münster

 

 

 

Ägypten

Die Arabische Republik Ägypten, um die es in dieser Lesung geht, gilt als das Land der Pyramiden, der Pharaonen, des Suezkanals – und des Tourismus. Ägypten ist auch das Land, aus dem der einzige arabische Literaturnobelpreisträger kommt: Nagib Machfus.

Doch Ägypten ist ebenso ein Land, in dem seit 1952 eine Militärdiktatur herrscht, die die Menschenrechte missachtet, Oppositionelle verfolgt, Aktivisten und kritische Juristen willkürlich verhaften, foltern oder sogar töten lässt – unabhängig von deren Nationalität wie vermutlich im nicht aufgeklärten Fall des ermordeten italienischen Studenten Giulio Regeni. Die Folgen sind bekannt: Auswanderung, Flucht und nicht zuletzt Terrorismus. Auf dem jüngsten arabisch-europäischen Gipfeltreffen im ägyptischen Scharm el Scheich kam es zwischen dem Generalsekretär der Arabischen Liga und dem Kommissionspräsidenten der EU wegen unterschiedlicher Ansichten über die Menschenrechte zum öffentlichen Eklat.

Diese Verhältnisse wollen wir in unserer Lesung anhand von Texten prominenter Vertreterinnen und Vertreter der ägyptischen Gegenwartsliteratur vorstellen, darunter u. a. Nagib Mahfus, Ahmed Fouad Negm, Amal Dunqul, Nawwal Sadawi, Imane Mersal und Shaimaa el Sabbagh.

Syrien

Seit März 2011 tobt in Syrien ein „Bürgerkrieg“, der Hunderttausenden von Menschen das Leben kostete und Millionen von Menschen zur Flucht ins Ausland zwang. Ein kleiner Teil von ihnen fand in Deutschland Asyl. Syrien steht heute für die größte humanitäre Katastrophe des 21. Jahrhunderts.

Die syrische Gegenwartsliteratur antizipierte diese Katastrophe und warnte vor ihr: Dichter wie Nizar Qabbani, Muhammad Al-Maghout undNuri al-Jarrah;Erzähler wie Sakariyya Tamer, Fawwaz Haddad, Khaled Khalifa, Hani ar-Raheb, Nabil Sulaiman undGhada as-Samman;Liedermacher wie Samih Shuqair; Komödianten wie Duraid Lahham, Humam Hout undYaser al-Azmehkritisierten die bestehenden sozialen und politischen Missstände und warnten vor ihren Folgen. Viele von ihnen erhielten Berufsverbot oder wurden verhaftet; sie mussten schweigen oder ins Exil gehen, um Zensur und Repression zu entgehen.

In der Lesung am Dienstag, 30. April, werden Gedichte und Erzählungen der syrischen Gegenwartsliteratur präsentiert und in ihrem jeweiligen Kontext besprochen.

Weitere Kooperationspartner: VHS Münster

Sudan 

Seit Jahrzehnten gibt es im Sudan Krieg, der bisher 2,5 Millionen von Menschen das Leben kostete – die Zeiten des Friedens seit der Unabhängigkeit 1956 waren immer nur kurz. Wie Gegenwart und Zukunft beurteilt werden, wird man nach diesem Abend ein wenig besser verstehen: Meine Worte sind frei, sich zu bewegen, wohin sie wollen! schreibt Ishraga Mustafa Hamid, die seit 1989 in Österreich lebt und von hier aus ihre in Arabisch verfassten Gedichte, Essays und Kommentare auf einer sudanesischen Internetseite veröffentlicht.

In der zweisprachigen Lesung am Dienstag, 21. Mai,  werden Gedichte und Prosa der sudanesischen Gegenwartsliteratur präsentiert und in ihrem jeweiligen Kontext besprochen. Prof. Dr. Abdo  Abboud, Professor für Komparatistik und Weltliteratur, Georg Schaaf, Freier Lektor (ArDeLit) und Omer Othman, M. A., lesen Gedichte von Mohammed al-Faituri, Tarek Altayeb und Ishraga Mustafa Hamid, und an Prosa einen Auszug von Tayyeb Salehs Roman „Zeit der Nordwanderung“.

Weitere Kooperationspartner: VHS Münster